Waldbaden Exkursionen

Waldbaden in der NW

Peter Kost ist ein Kind des Ruhrgebiets. Groß geworden zwischen Stahlwerken und rauchenden Schloten in der schroffen Industriemetropole Duisburg. “Ich habe in der Straße gewohnt, in der Schimanski seine Stammkneipe hatte. Ich kenne Hochöfen und Kokereien.” Vielleicht liefern genau diese Worte die Erklärung dafür, weshalb der 54-Jährige heute im Kreis Gütersloh sein Glück zwischen Baum, Blatt und Borke findet – also im völligen Kontrast.

Der Isselhorster ist zertifizierter Kursleiter im Waldbaden und ausgebildeter Wald-Erlebnisführer. Der “Neuen Westfälischen” hat er erzählt, was es mit dem Kopfsprung ins Grüne auf sich hat, wie Waldbaden funktioniert und was es bewirkt. Eine Begegnung im Lutterwald.

“Viele Menschen fragen tatsächlich oft, ob sie eine Badehose oder den Bikini einpacken sollen”, erzählt Peter Kost. Doch darauf kann man beim klassischen Waldbaden getrost verzichten. Statt Flipflops sind feste Schuhe angesagt. “Und Kleidung, die ruhig ein wenig dreckig werden darf.” Denn beim Waldbaden geht es auf Tuchfühlung mit Bäumen und Boden.

“Es ist ein bewusster Aufenthalt im Wald, ein Eintauchen in die Atmosphäre, bei dem man sich durch alle Sinne mit der Natur verbindet”, erklärt der Mann mit dem grau-melierten Bart. Derweil nimmt er auf dem feuchten Waldboden Platz und verharrt für den NW-Fotografen einen Moment in einer yoga-ähnlichen Pose.

Nach japanischem Vorbild: Achtsam spazieren bei 2 bis 3 km/h

Atem- und Achtsamkeitsübungen gehören zum Waldbaden dazu, aber auch Sinnesmeditationen. Moos streicheln, Boden riechen. Alles geschieht unter Anleitung des Experten während eines achtsamen Spaziergangs, der idealerweise bei einem extrem langsamen Tempo von 2 bis 3 km/h vonstatten geht. “Damit wir alles intensiv wahrnehmen können”, erläutert Peter Kost.

“Wir umarmen auch Bäume, fassen die Rinde an oder bewegen uns barfuß. Wir sehen, riechen, fühlen und schmecken den Wald. Aber alles kann, nichts muss. Niemand sollte sich zu etwas verpflichtet fühlen.” Das Ziel wird vom Fachmann klar formuliert: “Entschleunigung zu finden, Stress abzubauen, die Sinne zu schärfen und Entspannung zu erleben.”

Waldbaden stammt ursprünglich aus Japan und heißt dort “Shinrin Yoku”. Anfang der 1980er Jahre soll dort der Arzt Qing Li die heilende Wirkung des Waldes auf den Menschen wissenschaftlich nachgewiesen haben. “Der Blutdruck sinkt. Der Puls verlangsamt. Die Konzentration des Stresshormons Kortisol nimmt ab. Kurz: Waldluft ist Medizin zum Einatmen“, sagt Peter Kost, der auch schon mal ein Blatt isst oder sein Ohr an die Birke hält.

“Wenn man genau hinhört, kann man den Birkensaft fließen hören.” Ihn stört es nicht, dass manch einem die Baum-Umarmerei seltsam erscheint. “Belächelt worden bin ich bisher noch nicht”, sagt er. Wirklich wichtig sei für eine Teilnahme aber, dass man sich auf das Format einlasse und “mit der Natur des Waldes zusammenwächst.”

Beim Bundesverband in Minden ausgebildet

Im Jahr 2000 ist der gebürtige Duisburger “der Liebe halber” nach Bielefeld gekommen. Heute lebt er mit Ehefrau Vanessa (47) und zwei Kindern in Isselhorst. Hauptberuflich arbeitet der Freizeit-Natur-Guide als IT-Berater bei einem Bielefelder Unternehmen, doch seine Leidenschaft gilt der Flora und Fauna. “Ich habe irgendwann gemerkt, dass die Natur mir selber gut tut. Das wollte ich auch an andere weitergeben.” Über die klassische Google-Suche im Netz sei er dann auf Shinrin Yoku gestoßen. Nachdem er sich bereits im Jahr 2015 die Qualifikation als Natur- und Wildnispädagoge erworben hatte, folgten weitere Lehrgänge.

Seit Oktober 2021 und der Ausbildung beim in Minden ansässigen Bundesverband Waldbaden darf sich der Naturliebhaber als zertifizierter Kursleiter bezeichnen. Im vergangenen Jahr ist er obendrein zum Wald-Erlebnis-Führer geworden. Kost führt auch Reisen und Wanderungen durch.

Der Waldbademeister aus Gütersloh bietet seine Dienste über eine Homepage (www.waldbaden-exkursionen.de) für Gruppen mit maximal acht Teilnehmern an. “Mitzubringen sind gute Laune und entsprechende Kleidung, die schmutzig werden kann. Wer mag, sollte auch ein Sitzkissen und ein Getränk mitnehmen”, erklärt Peter Kost.

Was Waldbaden kostet und was man mitbringen muss

Das Baden im Wald hat seinen Preis: Eine dreistündige Veranstaltung bei ihm kostet 39 Euro pro Person. Wegen des kommerziellen Aspekts darf der Gütersloher mit seinen Kursteilnehmern aber nicht einfach in jedem x-beliebigen Wald abtauchen. “Ich benötige dafür eine Gestattung vom Besitzer oder der Kommune des entsprechenden Areals.”

Für zwei Waldstücke liegt ihm diese mittlerweile vor – in Bielefeld und Steinhagen, wo er seit vier Wochen Waldbaden geht. “Ich würde aber auch gerne in Isselhorst oder der näheren Umgebung ein Stück Wald für meine Kurse haben. Das wäre ein Traum.”

Link zu dem originalem Artikel / Text: Christian Bröder / Bild: © Andreas Frücht

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